Caro: „Ich rede mit!”

Mein Name ist Carolin Schmid. Ich kommuniziere seit Frühling 2010 mit dem  EcoTalker von PRD. Zuvor hatte ich 3 Jahre lang einen SmallTalker. Das habe ich bereits im PRD-Katalog 2011 ausführlicher erzählt. Inzwischen bin ich 21 Jahre alt.

Seit meiner Geburt bin ich schwerst mehrfachbehindert. Ich habe eine spastische Tetraplegie. Dies bedeutet, dass ich im Rollstuhl sitze, meine Arme und Beine nicht richtig bewegen und auch nicht sprechen kann. Ich bin aber fit im Kopf. Mit Hilfe einer Kopfsteuerung kann ich einen Elektro-Rollstuhl fahren und ich bediene den  EcoTalker mit einer Augensteuerung. Meine Möglichkeiten, selbständig etwas zu unternehmen, sind auf Grund meiner Behinderung sehr gering. Deshalb bin ich froh, dass ich den EcoTalker habe. Mit diesem Gerät habe ich ein großes Stück Selbständigkeit gewonnen. Ich kann mich artikulieren und somit meine Bedürfnisse und Wünsche äußern. Ohne Talker wäre dieses nur ganz schwer möglich.

Ich bin dabei, ein Buch über meine Behinderung zu schreiben. Auch das würde ohne Talker nicht funktionieren. Mit diesem Buch will ich einerseits andere Behinderte ansprechen, aber auch Eltern, die womöglich sehr plötzlich mit der Situation konfrontiert sind, ein behindertes Kind zu bekommen. Außerdem soll dieses Buch allen Menschen einen Einblick geben, wie man sich mit einer schweren Behinderung fühlt und Möglichkeiten für einen besseren Umgang mit uns Menschen mit Behinderung aufzeigen.

Der EcoTalker hat mir viele Türen geöffnet, die vorher für mich verschlossen blieben. Zum Beispiel kann der Talker über einen Bluetooth-Adapter mit meinem PC gekoppelt werden. Ich kann somit meinen PC über den Talker bedienen. Ich kann Spiele spielen, Briefe schreiben und ich schreibe so an meinem Buch. Was für mich absolut das Wichtigste ist: ich kann im Internet surfen. Das ist einfach eine tolle Sache und ein schöner Zeitvertreib. Ich bin sehr oft auf Facebook. Hier kann ich meine ganzen Freundschaften pflegen. Es ist sehr schön, auf diese Weise Kontakt zu meinen Freunden und Bekannten halten zu können.

Auch kann ich mit dem Talker SMS verschicken. Jeder weiß, wie wichtig für uns junge Menschen der Austausch von Kurzmitteilungen ist, egal ob behindert oder nicht behindert.

Ich bin vor 2 Jahren von zuhause ausgezogen. Ich habe die Wohnform des „betreuten Wohnens“ gewählt und mich zu Anfang sehr wohl gefühlt. Das hat sich jedoch auf Grund verschiedener Vorkommnisse in diesem Haus geändert und ich war eine lange Zeit sehr unglücklich.

Es war sehr gut, dass ich meine Sorgen und Ängste mit dem Talker mitteilen konnte.

Ich habe viel mit meinen Freunden und natürlich auch mit meinen Eltern über alles, was mich bewegte, geredet. Es gibt leider immer noch Leute, die mich unterschätzen oder nicht ernst nehmen. Jedenfalls ist es mir dank der Kommunkationsmöglichkeit mit dem Talker gelungen, Änderungen zu schaffen. Ich bin zum September dieses Jahres umgezogen und sehr glücklich in meinem neuen Zuhause.

Die neuen Betreuer waren und sind von dem EcoTalker sehr angetan. Sie hatten noch keine Bewohner, die auf diese Weise kommunizierten. Und auf gewisse Weise werde ich sogar bewundert.

Ich durfte in diesem Jahr auch einige Male für PRD kleinere Vorträge halten. Ich konnte meinen Talker präsentieren und erzählen, welche Erfahrungen ich mit diesem Gerät machen konnte. Das waren schöne Erlebnisse für mich, die ich nie vergessen werde. Ich habe dadurch auch viele interessante und nette Menschen kennengelernt.

Erst im Oktober war ich zusammen mit einer kleineren Gruppe behinderter Leute an einer Schule, wo wir vor 35 Studenten „referierten“. Es ging um das Caritas-Projekt „Marathon“, das von der Aktion Mensch unterstützt wird. Dies ist ein lokaler Teilhabekreis, wo sich Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung mit Angehörigen, Nachbarn, Vertretern von Vereinen, Kirchengemeinden und Politik treffen. Es geht hauptsächlich um die Inklusion behinderter Menschen in unsere Gesellschaft. Wir hatten dieses Projekt vorgestellt und jeder von uns hatte etwas dazu erklärt. Auch hier stieß ich wieder auf reges Interesse bzgl. meines Talkers.

Die erste Frage der Studenten nach unserem Auftritt lautete: „Wie funktioniert das Gerät der jungen Dame?“ … womit ich gemeint war.

Es ist erstaunlich, wie oft mir diese Frage gestellt wird. Die Antwort habe ich natürlich im EcoTalker gespeichert und ich kann sofort das Geheimnis lüften. Zum Schmunzeln hat uns unlängst eine Dame gebracht, die gefragt hatte, ob dieses Gerät mit meinen Gedanken gesteuert wird. Darauf sagte ich, dass wir soweit noch nicht wären. Aber es funktioniert mit Augensteuerung.

Meine Erfahrungen mit dem Talker

Im Jahre 2007 bekam ich meinen ersten Talker. Es war ein SmallTalker. Der SmallTalker ist eine Kommunikationshilfe für Menschen mit eingeschränkter oder ohne Lautsprache. Ich kann zwar einige einfache Wörter aussprechen, aber fremde Leute würden mich nicht verstehen. In dem Talker sind bereits viele Wörter und Sätze enthalten in einem so genannten Anwendungsprogramm. Da ich auf Grund meiner Spastik mit meinen Händen nicht arbeiten kann, hat mein Talker 2 Tasten rechts und links der Kopfstütze, damit ich ein 2-Tasten-Scanning durchführen kann. Dies ermöglicht mir die Steuerung des Gerätes mit dem Kopf. Die Arbeitsoberfläche auf meinem Talker weist wie auf der Kommunikationstafel von früher viele verschiedene Symbole auf. Mit diesen Symbolen kann ich Wörter abrufen, um meine Sätze zu bilden. Die Sprachausgabe erfolgt mit synthetischer Stimme.

Eine neue Welt

Mit dem SmallTalker hat sich für mich eine neue Welt aufgetan. Endlich konnte ich mich mitteilen. Es ist sehr frustrierend, wenn man sich nicht äußern kann. Ich war sehr oft wütend in der Zeit vor meinem Talker, wenn ich z. B. von meinen Eltern oder meinem Umfeld nicht verstanden wurde. Es gab damals oft Krach in meiner Familie wegen dieser besonderen, schwierigen Situation. Auch meine Schwester Hannah, die 7 Jahre jünger ist als ich, litt öfter darunter. Dann nämlich, wenn sich alles um mich drehte und alle damit beschäftigt waren herauszufinden, was ich wollte. Es war eine Katastrophe. Auf jeden Fall wurde es dann mit dem SmallTalker einfacher für mich. Es kostete mich zwar einige Anstrengungen, bis ich meine Eingaben in den Talker gemacht habe, weil es nicht ganz schnell ging, mit den „Hörnchen“ und den Tasten zu arbeiten. Aber es funktionierte. Außerdem konnte ich mit dem Talker Kurzmitteilungen verschicken. Damit hatte sich für mich eine neue Welt aufgetan. Ich konnte endlich mit meinen Schulfreunden von zuhause aus per SMS kommunizieren. Genauso konnte ich meinen Eltern schreiben, wenn ich von zuhause weg war.

Umstieg auf den EcoTalker

Im Frühling 2010 habe ich meinen EcoTalker bekommen. Mit dem EcoTalker bin ich viel schneller geworden. Er wird mit meinen Augen gesteuert. Das Arbeiten mit den Hörnchen und den Tasten entfällt. Mit den Augen kann ich die Symbole viel schneller ansteuern als mit dem Kopf. Dadurch kann ich besser an Gesprächen teilnehmen, weil ich viel schneller antworten kann. Wenn ich früher was sagen wollte, war das Thema, bis ich die Antwort eingegeben hatte, oft schon vorbei. Das hat keinen Spaß gemacht.

Auf dem Weg zum ersten Buch

Ich arbeite sehr viel mit dem EcoTalker. Ich übe täglich und möchte noch viel schneller werden. Ich bin dabei, ein Buch über meine Behinderung zu schreiben. Das mache ich natürlich auch mit dem EcoTalker. Der Talker wird mit meinem Computer über einen Bluetooth-Adapter gekoppelt. Ich gebe also in den EcoTalker meinen Text ein, der automatisch in mein Schreibprogramm auf den PC kommt.

Freundschaften pflegen

Es ist für mich auch ganz wichtig, dass ich meine Freundschaften über die SMS-Funktion des Talkers pflegen kann. Der EcoTalker ist für mich eine Verbindung zur Außenwelt. Da ich in einer Wohngemeinschaft, weg von meinen Eltern, zuhause bin, ist es sehr nützlich, dass ich jederzeit mit ihnen in Kontakt kommen kann. Das war schon wichtig für mich, als ich vor ca. 2 Jahren im Krankenhaus lag.Der Aufenthalt dauerte ca. 8 Wochen und war eine sehr lange Zeit. Aber mit dem Talker, damals war es noch der SmallTalker, konnte ich die Zeit überstehen. Ich schrieb allen möglichen Leuten. Und das vom Bett aus im Liegen. Es klappte sehr gut. Ohne Talker wäre das sehr, sehr langweilig gewesen.

Carolin Schmid

PRD-Ideen des Monats

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Die Gruppe der komplexen Kommunikationshilfen deckt ein weites Spektrum in der Unterstützten Kommunikation ab. Die Anwendungsmöglichkeiten reichen von „sprechenden Schreibmaschinen“ bis hin zu Geräten mit Vokabularen für grammatikalisch korrekte Sprache, die aus mehreren tausend gespeicherten Mitteilungen bestehen.

Grob unterteilen lassen sich die Anwendungen in „moderierte“ und in „freie“ Kommunikation, wobei letztere über Symbole, über Symbole und Schrift oder auch nur über Schrift erreicht werden kann.